Ja lieber Gast, wohin gehst Du?

Seit dem letzten Blog ist viel Zeit vergangen, und es hat sich viel getan. Weiß jeder.
Zeit für mich, einmal die Lage in Worte zu fassen. Wirklich sehr viele Gastronomen beklagten und beklagen sich, dass ihr Personal abgewandert ist. Gaaaaanz langsam verändert sich der Umgang am Markt miteinander, das gilt für viele Branchen. Diese Woche geht Verdi wieder auf die Straße, die Politik redet offen darüber, das Arbeitslose aufgrund der fehlenden Qualifikation nicht vermittelt werden können. Parallel dazu tauchen Angebote mit irren Gehaltsversprechungen und lockenden Benefits auf, in Branchen denen das Wasser bereits bis zum Hals zu stehen scheint?

Ich bin kein Ökönom, und ich werde das Thema allgemein gar nicht weiter breit schlagen. Nur eine einfache Frage treibt mich um: Wenn bald aufgrund gepuschter Energiekosten, gesteigerter Transportkosten, wachsender Lebensmittelkosten und weiter reduziertem Personalbudget weiter Wirtschaften, Gasthäuser und Restaurants oder sogar Hotels zumachen, wohin gehst Du? Was machen die Betreiber dann? Wie kommst Du durch den Tag, wenn die Firmenkantine schließt?

Ich denke zwar, wer einstellen will findet auch Personal, dies gilt aber auch nur für flexibles Reagieren auf Angebot und Nachfrage. Klar, könnte man behaupten, sogar Aussagen wie ´wer ordentlich zahlen soll, braucht auch Gäste die Geld ausgeben` hört man da. Die tun es ja, die Bandbreite geht von preiswert bis teuer, die Menschen wollen ausgehen, feiern, eine gute Zeit haben.

Jetzt ist der Kuchen leider sehr ungleichmäßig verteilt.

In meinem Freundeskreis musste jemand seine Eltern im Pflegeheim unterbringen. Ach du sch….. kann ich nur sagen, während ich im Wirtshaus für ein SchniBraSa (Schnitzel Wiener Art, Bratkartoffeln, Salat) beispielweise 14€ und für ein Bier 3,20€ bezahle, muss der Koch pro Bewohner mit 4,20€ auskommen, und zwar für den ganzen Tag, inklusive Frühstück, Obst, Mittagessen mit Suppe, Hauptgang und Nachtisch, Kaffee und Kuchen am Nachmittag, und Abendessen, sogar die übrigen Getränke wie Mineralwasser oder ein Kaltgetränk und Tee sind davon zu bezahlen. Und für Feiertage muss die Küche davon noch was ansparen, damit auch mal was besonderes auf den Tisch kommt.

Auch aus dieser Branche kommen die irren Angebote, aber ganz richtig geraten, nicht für die Küche. Ich habe mich also gefragt, wenn im Pflegebereich solche Gehälter gezahlt werden können, scheinen die Einrichtungen ganz gut Kohle zu machen, und wer spart, verdient noch mehr……

Jetzt hat das Personal in der Gastro, in Service und Küche, noch nie zu denen gehört die eine große Lobby haben, für die fordert keine IG Metall oder eine andere Gewerkschaft mehr Lohn, die können sich nicht auf die Straße stellen und die Fahne heben.

Wo werden Sie in Zukunft sein, die Gastgeber, Servierer, Barkeeper, Köche, Spüler, Hauswirtschafter eingeschlossen. Wo wirst Du dann hingehen? Wird sich die Nachfrage verändern? Wird es mehr selfservice geben müssen? Werden wir noch mehr Convenience in uns reinstopfen? Ach ja, bitte nicht aufregen wegen etwas Mehlwurmmehl, dass die EU zugelassen hat, sonst schert es auch niemand, was drin ist.

Ich bin gespannt wohin die Reise geht; und gleichzeitig bin ich froh, dass ich vom Fach bin. Ich kann kochen, mit frischen Lebensmitteln, gesund und lecker, ich werde nicht krank von meiner Ernährung, sondern kann selbst entscheiden. Ich gehöre zu denen die anderen noch etwas beibringen können.

Und darauf bin ich stolz. Genuss mit allen Sinnen.

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